NYC2024: Tag 2
Nach einem verregneten Abend zuvor startete der neue Tag mit strahlendem Sonnenschein. Ein Blick aus dem Fenster offenbarte eine kleine Überraschung – direkt von meinem Bett aus konnte ich die Spitze des Empire State Buildings sehen.
Für meinen zweiten Tag in New York hatte ich mir vorgenommen, die Viertel Greenwich Village, West Village und Chelsea zu erkunden. Am Abend führte mich mein Weg schließlich in den belebten Theater District und zum Rockefeller Center in Midtown.
Von den Huxtables zum Stonewall Inn: Ein Streifzug durch West Village
Mit der Metro fuhr ich ohne Umsteigen von der 23rd Street bis zur Station Astor Place. Von dort aus führte mich mein Weg durch den Washington Square Park zu meinem ersten Ziel: der Außenfassade des Hauses der Huxtables aus der Bill Cosby Show. Ein kurzer Zwischenstopp am bekannten Washington Square Arch durfte dabei nicht fehlen. Der 1895 eingeweihte Bogen ist nicht nur ein Wahrzeichen des Parks, sondern auch in Filmen wie Harry und Sally sowie I Am Legend zu sehen.
Die Bill Cosby Show gehörte in meiner Kindheit und Jugend fest zum abendlichen Fernsehprogramm, weshalb es für mich ein Muss war, dieses bekannte Serienhaus einmal in echt zu sehen – zumal es kaum einen Umweg auf meinem Weg zur High Line bedeutete.
Ein weiteres Ziel war das Stonewall Inn in der Christopher Street. Hier begann im Juni 1969 der sogenannte Stonewall-Aufstand, der als Geburtsstunde der modernen Lesben- und Schwulenbewegung gilt. Interessanterweise trägt die daraus entstandene Veranstaltung nur in deutschsprachigen Ländern den Namen Christopher Street Day – international ist sie als Gay Pride Parade oder einfach Pride Parade bekannt.
Da ich bis dahin noch nichts gefrühstückt hatte, gönnte ich mir zum Start in den Tag einen Cupcake & Cheesecake aus der Stammfiliale der Magnolia Bakery – eine kleine, aber lohnende Pause.
Chelsea erkunden: Von Little Island zum High Line Park
Noch bevor ich mich zum High Line Park aufmachte, legte ich eine kurze Pause auf Little Island ein, um meinen Cup- und Cheesecake von der Magnolia Bakery zu genießen. Die künstlich angelegte Parkanlage ruht auf 132 tulpenförmigen Betonpfeilern im Hudson River. Neben Spazierwegen und Sitzgelegenheiten bietet sie einen tollen Blick auf den Fluss, die umliegenden Piers und die Hochhäuser von Downtown Manhattan.
Der High Line Park war eine der ersten Sehenswürdigkeiten, die mein Interesse für New York geweckt haben – vor allem wegen ihrer spannenden Geschichte und der Umgestaltung. Ursprünglich handelte es sich um eine Güterzugtrasse im Westen Manhattans, von der leider ein großer Teil abgerissen wurde. Der verbliebene Abschnitt, der sich durch die Stadtteile Meatpacking District und Chelsea zieht, wurde in eine parkähnliche Anlage umgewandelt. Auf einer Länge von 2,7 Kilometern schlängelt sich die High Line durch die Häuserschluchten und führt stellenweise sogar direkt durch Gebäude hindurch, in denen früher Fabriken untergebracht waren.
Eines dieser Gebäude beherbergt den Chelsea Market, der sich über einen gesamten Straßenblock erstreckt. Ursprünglich war hier eine Keksfabrik untergebracht – fun fact: Die Oreo-Kekse wurden genau hier erfunden. Heute umfasst der Komplex neben einer Markthalle auch Büros und ein Fernsehstudio. Mein Fokus lag auf dem Besuch der Markthalle, und ich muss sagen, sie hat mich wirklich beeindruckt. In den Hallen findet man Bäckereien, Weinhändler, Gemüsehändler, ein Fischgeschäft, Sushibars, eine Fleischerei mit angeschlossenem Steak-Restaurant und vieles mehr. Alles ist entlang einer zentralen Einkaufsmeile angeordnet. Ich habe zwar nichts gekauft, aber der Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Das Ende der High Line liegt im vergleichsweise jungen Stadtviertel Hudson Yards, am gleichnamigen Gebäudekomplex und der markanten Aussichtsplattform „The Vessel“.
Architektur und Ausblick: Das „Vessel“ und „The Edge“
Als eigentliches Highlight des Tages entpuppte sich der anschließende Besuch von „The Vessel“ und der Aussichtsplattform „The Edge“. Ich war froh, dass „The Vessel“ kurz vor meiner Reise wieder geöffnet hatte. Das Bauwerk war 2021 geschlossen worden, nachdem es trotz verstärkter Auflagen für Besucher zu mehreren tragischen Vorfällen gekommen war.
„The Vessel“ ist eine 45,7 Meter hohe Konstruktion, die aus 154 Treppenaufgängen besteht und eine wabenartige Struktur bildet. Um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten, wurden im Spätsommer 2024 Netze installiert, die weitere Vorfälle verhindern sollen. Dadurch sind allerdings einige Ebenen nicht mehr zugänglich, sodass ich das Bauwerk nur zur Seite des angrenzenden Einkaufszentrum erklimmen konnte.
Der Tag war mittlerweile fortgeschritten, und mein nächstes Ziel lag in 335 Metern Höhe – nur wenige Schritte und eine Aufzugsfahrt entfernt im benachbarten Gebäudekomplex Hudson Yards. Die Aussichtsplattform The Edge im 100. Stockwerk des „30 Hudson Yards“ bietet einen spektakulären 360-Grad-Blick auf Manhattan. Besonders beeindruckend: Die Plattform ragt 24 Meter aus dem Gebäude heraus und wird lediglich von einer Glasumrandung begrenzt, sodass der Blick vollkommen ungestört bleibt. Für Mutige gibt es zudem einen Glasboden, der einen direkten Blick in die Tiefe ermöglicht.
Ich hätte den Zeitpunkt kaum besser wählen können – der Sonnenuntergang stand bevor, und langsam füllte sich die Plattform. An diesem Abend passte einfach alles: zur passenden Zeit am richtigen Ort, beim perfekten Wetter. Der Sonnenuntergang und die Stadt in der blauen Stunde waren einfach atemberaubend.
Es dauerte fast eine Stunde, das Gebäude wieder zu verlassen – viele Besucher wollten zur gleichen Zeit nach unten, doch mit nur zwei vorhandenen Aufzügen zog sich der Abstieg entsprechend in die Länge.
Lichter, Menschen, Hektik – Der Times Square bei Nacht
Nach diesem beeindruckenden Ausblick war der Tag für mich noch nicht vorbei. Inzwischen war es dunkel geworden, und aus der Ferne konnte ich sehen, wie sich der Times Square mit seinen unzähligen Lichtern deutlich vom Rest der Stadt abhob. Die 2,3 Kilometer Fußweg dorthin hatten es in sich – nicht nur wegen der Strecke, sondern auch aufgrund der vielen bekannten Orte, an denen ich vorbeikam. Allen voran der Madison Square Garden und die direkt daneben gelegene Pennsylvania Station, die umgangssprachlich einfach „Penn Station“ genannt wird. Sie ist nicht nur der verkehrsreichste Bahnhof New Yorks, sondern mit täglich rund 600.000 Fahrgästen sogar der meistfrequentierte in ganz Nordamerika.
Die gigantischen, leuchtenden Werbetafeln am Times Square beeindruckten mich sehr – doch die Atmosphäre wurde schnell getrübt. Überall drängten sich Fotografen und als Comicfiguren verkleidete Darsteller, die gefühlt jeden einzelnen Besucher ansprachen um für einen nicht gerade kleinen Betrag ein Foto zu machen. Nach einem kurzen Blick auf das Spektakel entschied ich mich daher, lieber schnell weiterzuziehen.
Rockefeller Center: Ein festlicher Abschluss des Tages
Langsam, aber sicher näherte ich mich wieder meinem Hotel. Doch trotz der eisigen Temperaturen wollte ich die Gelegenheit nicht verpassen, das ultimative New Yorker Weihnachtshighlight zu besuchen. Also machte ich mich auf den Weg zum Rockefeller Center, um den weltberühmten Weihnachtsbaum zu sehen. Das Rockefeller Center ist eigentlich ein Gebäudekomplex, der aus 20 Gebäuden besteht (darunter 19 Hochhäuser) und sich über drei Häuserblöcke erstreckt.
Auf dem Weg zum Weihnachtsbaum, der genau genommen vor dem Hochhaus mit der Adresse „30 Rockefeller Plaza“ steht, kam ich an einer Kunstinstallation aus übergroßen Christbaumkugeln vorbei. Auch die Radio City Music Hall lag auf meinem Weg – ein Theater, das einst das größte der Welt war und seit 1999 die jährlichen MTV Video Music Awards beherbergt.
Dass ich nicht der Einzige war, der den Baum sehen wollte, war klar. Doch überraschenderweise war die Atmosphäre ruhiger und besinnlicher, als ich erwartet hatte. Die Besucher nahmen Rücksicht aufeinander, damit jeder sein persönliches Erinnerungsfoto vom Baum und der festlichen Umgebung machen konnte. Ein besonderer Moment – schließlich stand ich an genau dem Ort, an dem Kevin in Kevin – Allein in New York nach all den Strapazen endlich wieder in die Arme seiner Mutter geschlossen wird.
Aber auch dieser erlebnisreiche Tag musste irgendwann zu Ende gehen. Nach einem kurzen Abstecher zum Weihnachtsmarkt am Bryant Park machte ich mich auf den Rückweg. Über das Grand Central Terminal ging es schließlich zurück ins Hotel – mit über 30.000 Schritten in den Beinen wohl der anstrengendste, aber auch einer der schönsten Tage in New York.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!