NYC2024: Tag 1

Mein ursprünglicher Plan, am Vorabend die Umgebung zu erkunden, fiel wegen der Flugverspätung in Detroit ins Wasser. Also holte ich das nach meiner ersten Nacht in New York nach. Bei bewölktem Himmel machte ich mich auf den Weg in die Häuserschluchten des Big Apple.

Meine Route begann am Washington Square Park und führte mich weiter zum ikonischen Flatiron Building. Von dort ging es zur New York Public Library und dem dahinterliegenden Bryant Park, wo aktuell das „Bank of America Winter Village“ aufgebaut war. Neben den festlich geschmückten Marktständen gab es dort auch eine wunderschöne Eisbahn, die mitten im Park für eine winterliche Atmosphäre sorgte. Es war ein echtes Highlight und zog viele Besucher an, die auf der Eisfläche ihre Runden drehten.

Nächster Halt war das Empire State Building. Allerdings hätte ich es beinahe nicht erkannt, da mehr als die Hälfte des Gebäudes in den Wolken verschwand. Nach einem kurzen Abstecher in die festlich geschmückte Lobby setzte ich meinen Weg fort und landete schließlich in der beeindruckenden Grand Central Station.

Da es an diesem Tag mit rund 16 Grad überraschend warm war, bin ich nach meinem Rundgang erst einmal zurück ins Hotel gegangen, um ein paar warme Kleidungsschichten abzulegen. So fühlte ich mich für den Rest des Tages deutlich wohler.

Filmreife Schauplätze in New York: Auf den Spuren von „Ghost“

New York ist nicht nur für Touristen spannend – auch Filmemacher aus Hollywood zieht es immer wieder in diese Stadt, um hier ihre Blockbuster zu drehen. Eine dieser ikonischen Filmkulissen führte mich nach Lower Manhatten, genauer gesagt in die Prince Street in Tribeca.

Das folgende Bild zeigt das Gebäude, das im Film „Ghost – Nachricht von Sam“ als Apartment von Molly und Sam diente. Wer den Film kennt, erinnert sich bestimmt an die Szene, in der die beiden die berühmte Engelstatue mithilfe eines Seilzugs durch das offene Fenster in ihre Wohnung bugsierten. Dieser Moment gehört zu einer der vielen Szenen, die „Ghost“ zu einem Kultfilm gemacht haben.

Dazu kommen drei weitere Drehorte, die ich besucht habe: das Katz’s Delicatessen, bekannt aus „Harry und Sally“, das Ghostbusters-Hauptquartier, eine echte Feuerwache, die als Drehort für das Hauptquartier der Ghostbusters diente, und die Außenkulisse des Hauses der Huxtables aus der „Bill Cosby Show“ in der Straße Luke’s Place.

9/11 Memorial und Museum

Eigentlich hatte ich geplant, den Tag draußen an der frischen Luft zu verbringen, aber das launische Wetter machte mir einen Strich durch die Rechnung. Immer wieder musste ich meinen Regenponcho überwerfen, um nicht völlig durchnässt zu werden. Also entschied ich mich spontan, mit der Metro weiter Richtung Süden zu fahren, um das 9/11 Memorial und Museum zu besuchen.

Während der Fahrt gingen mir viele Gedanken durch den Kopf. Was würde mich an diesem geschichtsträchtigen Ort erwarten? Wie habe ich die Ereignisse damals selbst wahrgenommen? Und vor allem: Welche Gefühle würde dieser Besuch in mir auslösen?

Die Metro hält direkt im Financial District, ganz in der Nähe von Ground Zero. Als ich aus der Bahn stieg, fand ich mich sofort im „Oculus“, einem beeindruckenden Bahnhofsgebäude wieder. Hier kreuzen sich zwölf U-Bahn-Linien und Pendlerzüge – täglich strömen rund 250.000 Pendler durch das Gebäude. Das bedeutet natürlich immer ein reges Treiben.

Doch das Oculus ist weit mehr als nur ein Verkehrsknotenpunkt. Es beherbergt eine großzügige Shopping Mall mit zahlreichen Geschäften und den „Gansevoort Liberty Market“, einen modernen Food Market. In der Weihnachtszeit wurde der Innenbereich sogar mit einer Eisbahn ausgestattet. Architektonisch ist das Oculus mit seiner futuristischen Bauweise ein absoluter Hingucker und hebt sich deutlich von den Gebäuden der Umgebung ab.

Das 9/11 Memorial: Ein Ort, der unter die Haut ging

Das oberirdisch gelegene 9/11 Memorial war einfach atemberaubend. Als ich auf dem Platz zwischen den beiden Wasserbecken und dem Eingang zum Museum stand, konnte ich mir kaum vorstellen, welche schrecklichen Ereignisse sich genau hier abgespielt hatten. Bisher hatte ich diesen Ort nur von Bildern gekannt, aber tatsächlich dort zu sein, war eine völlig andere Erfahrung.

Der Blick über die tausenden Namen, die rund um die beiden Pools eingraviert waren, ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Ich hatte mir vorgenommen, zwei Namen gezielt zu suchen – und sie lagen tatsächlich nah beieinander.

Mychal F. Judge war Kaplan der Feuerwehr von New York City und das erste dokumentierte Opfer der Anschläge. Kevin J. Pfeifer war Gruppenführer der Engine Company 33. Sein Bruder, Deputy Chief Joseph W. Pfeifer, war nicht nur einer der Hauptprotagonisten der Dokumentation „11. September – Die letzten Stunden im World Trade Center“, sondern auch der erste Chief, der über Funk vom Einschlag des Flugzeugs Bericht erstattete und der erste Chief, der am Unfallort eintraf.

Direkt neben dem südlichen Wasserbecken steht der sogenannte Survivor Tree. Dieser damals 2,4 Meter hohe chinesische Birnbaum wurde im Oktober 2001 aus den Trümmern des World Trade Centers geborgen. Der Baum war schwer beschädigt, stark verbrannt und hatte nur noch einen lebenden Ast. Dank intensiver Pflege erholte er sich jedoch und wuchs prächtig. Im Dezember 2010, mittlerweile auf eine Höhe von 9,1 Metern angewachsen, wurde der Baum im Rahmen einer Zeremonie wieder auf das Gelände des World Trade Centers zurückgebracht. Heute ist der Survivor Tree ein weltbekanntes Symbol für Hoffnung und Wiedergeburt.

Nicht weit entfernt, aber nicht ganz zentral auf dem Gelände, steht die Bronzeplastik The Sphere des deutschen Bildhauers Fritz Koenig. Ursprünglich befand sich die Skulptur auf dem zentralen Platz zwischen den beiden Zwillingstürmen. Obwohl sie durch die einstürzenden Hochhäuser nur leicht beschädigt wurde, trägt sie dennoch sichtbare Spuren der Katastrophe. Von 2002 bis 2017 war die beschädigte Statue im Battery Park ausgestellt, bevor sie 2017 in den nahegelegenen Liberty Park umgezogen ist. The Sphere erinnert heute an die Vergangenheit und symbolisiert sowohl die Verletzlichkeit als auch die Widerstandsfähigkeit des Ortes und seiner Menschen.

Der beeindruckende Besuch im 9/11 Museum

Der Besuch des 9/11 Museums war nochmal eine Erfahrung der ganz anderen Art. Schon der Weg vom Eingang bis hin zur Ausstellungshalle wirkte imposant. Der Abstieg in den Untergrund führte vorbei an zwei gewaltigen Stahlpfeilern, die einst Teil der Außenfassade des World Trade Centers waren.

Weiter ging es mit einem Blick auf das Leben und die Architektur vor den Anschlägen. In einem langen, leicht abfallenden Gang wurden kurze Videoclips der tragischen Ereignisse auf vertikale Stahlstelen projiziert. Die Kombination aus Bildern, Ton und Atmosphäre war beeindruckend und gleichzeitig bewegend.

Am Ende dieses Gangs stand ich schließlich auf einem Balkon, der einen Blick hinab in die weitläufige Ausstellungshalle bot. Besonders beeindruckend: Die Halle ist von den originalen Spundwänden umgeben, die noch aus der Bauzeit des zerstörten World Trade Centers stammen.

Die Ausstellung auf der Grundfläche des Südturms widmet sich vor allem den Opfern der Anschläge. In einem eindrucksvollen Rahmen werden dort dauerhaft die Namen aller Verstorbenen vorgelesen.

Ein besonderer Raum innerhalb dieser Ausstellung bietet eine noch persönlichere Erinnerung: Neben den Namen werden dort weitere Informationen über die einzelnen Personen geteilt. Diese Berichte werden durch Erzählungen von Angehörigen ergänzt, die einen bewegenden Einblick in das Leben der Opfer geben. Der Raum ist von einer großen Wand umgeben, die die Bilder aller bei den Anschlägen Verstorbenen zeigt. Das Fotografieren und Filmen ist in diesem Bereich verständlicherweise nicht gestattet.

Ein ganz besonderer Moment war für mich, als ich direkt am Fundament des Südturms stand. Es war beeindruckend zu realisieren, dass die Stahlpfeiler, die dort im Boden sichtbar sind, tatsächlich den Grundriss des ehemaligen Gebäudes markieren.

Wie schon in der Grundfläche des Südturms, befindet sich auch im Bereich des Nordturms eine ebenso beeindruckende Ausstellung. Hier liegt der Fokus jedoch auf den Anschlägen selbst und den Ereignissen dieses Tages.

Zu sehen sind vor allem kleinere Exponate, die eine besondere Nähe zu den Geschehnissen herstellen. Dazu gehören persönliche Gegenstände wie Kleidung, Kreditkarten oder Firmenausweise der Betroffenen. Aber auch Einrichtungsgegenstände aus den Türmen und originale Dokumente, die damals auf den Straßen verstreut lagen, sind hier ausgestellt.

Besonders beeindruckend sind die Überreste der Flugzeuge, die einen Platz in der Ausstellung gefunden haben. Darunter befinden sich Teile der Flugzeughülle samt Fenstern sowie Sitze der Maschinen. Diese Exponate verdeutlichen auf eine eindringliche Weise die Dimension und Tragweite der Ereignisse. Auch in diesem Bereich der Ausstellung war das Fotografieren nicht gestattet.

Insgesamt verbrachte ich gut dreieinhalb Stunden im Museum. Diese Zeit sollte man sich auf jeden Fall nehmen, um wirklich alle Teile der Ausstellung ausgiebig zu erkunden. Als ich die Ausstellung verließ, regnete es weiterhin. Mittlerweile war es jedoch dunkel, und das One World Trade Center erstrahlte eindrucksvoll in den Wolken.

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